Professor Enrique H. Prat, Mitbegründer des Wiener Instituts für medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE), beschäftigt sich aus katholisch-moraltheologischer Sicht mit der Frage, ob es legitim ist, eine medizinische Behandlung am Ende des Lebens abzubrechen oder auf sie zu verzichten. Darf man eine Behandlung abbrechen, wenn dies den Tod zur Folge hat und bis zum Eintritt des Todes nur palliativ weiterbehandeln? Sowohl im Fall des Behandlungsverzichts als auch des Behandlungsabbruchs handle es sich um keine direkte Tötung, wenn jede weitere Therapie sinnlos und der Tod nicht mehr aufzuhalten ist. Bei der Entscheidung müssen Absicht, Handlungsgegenstand und Folgen gut sein. Die Abwägung der Folgen bedürfe der Beachtung des Prinzips der Verhältnismäßigkeit, um festzustellen, ob das Gute das Schlechte in der Gesamtfolge überwiegt, z.B. ob man eine Handlung setzen darf, die als Nebenfolge den Tod herbeiführt. Grundsätzlich müssen Patienten kurativ behandelt werden, solange eine entsprechende Therapie verfügbar ist. Ist dies nicht der Fall, sei Sterbenlassen ohne Zutun gerechtfertigt.

Als Quelle wird der ausführlichere Artikel des Autors, Enrique H. Prat: Die Verhältnismäßigkeit als Kriterium für die Entscheidung über einen Behandlungsabbruch, angegeben: Imago Hominis (1999); 6(1): 11-31

Autor: Prat, Enrique H.
Erscheinungsjahr: 2020
Umfang: 7 Seiten
Medientyp: Fachbeitrag
In: IMABE Infos. 1/ 2020
Ort: Wien
Verlag: IMABE – Institut für medizinische Anthropologie und Bioethik
Datenbank-ID: 2020-PRA-0208